Schützen Milchprodukte vor Osteoporose?

 

Für starke Knochen ist es wichtig, dass wir Milch trinken, so wird immer wieder gesagt. Wer viel Milch trinkt, bekommt keine Osteoporose und wer Osteoporose hat, soll entsprechend Milchprodukte zu sich nehmen, um die Calciumzufuhr zu erhöhen – so die offiziellen Empfehlungen.

Osteoporose hat eine komplexe Ätiologie, d.h. sie entsteht aus dem Zusammenwirken einer Vielzahl von Ursachen. Hier spielt nicht nur Calcium eine Rolle, sondern v.a. auch der Säure-Basen-Ausgleich im Körper, der Vitamin-D-Spiegel, die Zusammensetzung der Nahrung, Bewegung, u.v.m.  Dr. Campbell, Leiter der „China-Study“, berichtet: „Ironischerweise kommt Osteoporose meist in den Ländern vor, wo die Calciumaufnahme hoch ist und das meiste Calcium aus proteinreichen Milchprodukten stammt.“ Verschiedene Studien zeigen, dass Osteoporose nicht durch eine zu niedrige Calciumzufuhr entsteht. Entscheid hierfür sind Faktoren, die zu einer übermäßigen Calciumausscheidung im Urin führen (sogenannte Calciumräuber). Hierzu zählen: übermäßige Zufuhr von tierischem Protein, Koffein, raffinierter Zucker, Nikotin, Alkohol, u.a. (sogenannte Säurebildner). Vor allem die schwefelhaltigen Aminosäuren in tierischen Produkten tragen zur Bildung von Harnsäure und damit zum Calciumverlust bei. Die umfassendste Studie zu osteoporotischen Hüftfrakturen und Ernährungsweise wurde 1992 durchgeführt. Die Autoren trugen sämtliche Berichte zusammen, die in insgesamt 16 Ländern jemals zu Hüftfrakturen durchgeführt wurden. Die Analyse zeigte, dass eine Ernährung mit viel tierischem Protein die höchste Korrelation zu osteoporotischen Hüftfrakturen aufwies. Die höchste Zahl an Hüftfrakturen weisen hier die Inuit auf. Sie konsumieren mit einer Menge von  mehr als 2000 mg eine gewaltige Menge an Calcium durch den Verzehr von Fisch und deren weichen Gräten.

Kurz gesagt: Mehr Milch trinken und mehr Käse essen, hilft nicht. Entscheidend ist es, den Säureeintrag in den Körper zu verringern, wodurch weniger Calcium ausgeschieden wird. Dies gelingt am besten, wenn der Calciumbedarf vorwiegend durch Obst, Gemüse oder Mineralwasser gedeckt wird, v.a. Brokkoli, Pak Choi, Lauch, Kohlrabi und Bohnen enthalten viel Calcium, aber auch Nüsse, Sesam und Orangen, Melonen, Beeren, u.a.

Calcium kann zudem nur bei ausreichend hohen Vitamin-D-Spiegeln aus dem Darm aufgenommen werden. Ein ausreichend hoher Vitamin-D-Spiegel ist daher unbedingt erforderlich.

(Quellen: Abelow BJ, Holford TR, Insogna KL: „Cross-cultural association between dietary animal protein an hip fracture: a hypothesis. Calcif Tissue Int. 1992; 50 (1); 14-18. Campbell T Colin, Campbell T Thomas: China Study – pflanzenbasierte Ernährung und ihre wissenschaftliche Begründung, 2004. Fuhrmann J: Eat to live, 2016)