Endlich: Ende des Kaninchen-Pyrogentests in Sicht

Tierversuchsfreien Test gibt es seit 30 Jahren

Für den Nachweis von fieberauslösenden Substanzen, sogenannte Pyrogene, in Infusionslösungen, Impfstoffen und anderen injizierbaren Arzneimitteln war jahrzehntelang der Kaninchen-Pyrogentest (RPT) die gängige Methode. Beim RPT wird der Anstieg der Körpertemperatur bei Kaninchen nach Injektion der zu untersuchenden Substanz in die Ohrvene gemessen. Allein in Deutschland wurden dabei Jahr für Jahr rund 6.000 Kaninchen verwendet. Nun wird der Test aus den europäischen Vorschriften gestrichen. Ärzte gegen Tierversuche spricht von einem „großen Erfolg für den Tierschutz“, kritisiert aber, dass weiterhin Tiere für die Testung fierberauslösender Substanzen leiden müssen.

Der Kaninchen-Pyrogentest ist im Europäischen Arzneibuch (Europäische Pharmakopöe, Ph. Eur.) vorgeschrieben. Im Juni 2024 verabschiedete die Ph. Eur.-Kommission der für das Arzneibuch zuständigen Behörde EDQM 57 überarbeitete Texte, aus denen der RPT gestrichen wurde, zusammen mit einem neuen allgemeinen Kapitel zur Pyrogenitäts-Testung. Damit ist das Ende des Kaninchen-Tests – zumindest in Europa – endlich besiegelt.

Die Änderungen treten allerdings erst ab 1. Juli 2025 mit der Veröffentlichung der neuen Version des Europäischen Arzneibuchs in Kraft. Danach wird es in der Verantwortung der Arzneimittelentwickler liegen, einen geeigneten In-vitro-Test (z. B. den bereits vor mehr als 30 Jahren entwickelten MAT-Test) anzuwenden, um die Pyrogenität ihres Produkts zu kontrollieren.

„Dies ist ein Riesenerfolg für den Tierschutz und den Einsatz moderner In-vitro-Ansätze“, kommentiert Dr. med. vet. Corina Gericke, Vizevorsitzende des bundesweiten Vereins Ärzte gegen Tierversuche. Der Verein hatte eine Kampagne gegen diesen Test geführt und diese beendet, als 2021 die EDQM das Auslaufen des RPT innerhalb von fünf Jahren ankündigte. Das Ende des Kaninchentests kommt jetzt sogar ein Jahr früher als geplant.

„Das langsame, aber definitive Ende des Kaninchen-Pyrogentests ist ein wichtiger Schritt“, freut sich Tierärztin Gericke, kritisiert aber gleichzeitig, dass weiterhin Tiere für die Pyrogentestung leiden. Jedes Jahr werden rund 550.000 Pfeilschwanzkrebse aus dem Meer gefischt, um ihnen ein Drittel ihres blauen Blutes abzuzapfen. Dieses wird für den Limulus-Amöbozyten-Test (LAL-Test) verwendet, der ein Standard-Test zum Nachweis von fieberauslösenden Substanzen ist. „Oft wird der LAL-Test sogar als ‚Alternative‘ zum Kaninchen-Test propagiert. Dabei gibt es auch für diesen Test seit Jahren tierversuchsfreie Methoden. Wir fordern auch die Streichung des LAL-Tests aus dem Europäischen Arzneibuch“, erklärt Gericke. Ärzte gegen Tierversuche sammelt auf der Vereinswebseite Unterschriften für die Streichung des LAL-Tests.

 

Kampagnen „Qualen in der Blutfabrik – Stoppt das Leid der Pfeilschwanzkrebse!“: Infos und Online-Petition

www.pyrogen.aerzte-gegen-tierversuche.de

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